In Zeiten allerorts fehlender Fachkräfte stand der Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Universitäten im Fokus co-located Konferenzen „Software Engineering“ (SE23) und „Software Engineering im Unterricht der Hochschulen“ (SEUH 2023).
KI und Software Engineering für Fachfremde
Passenderweise konzentrierte sich Prof. Stefan Wagner in seiner Keynote am Donnerstag ganz auf die „Software-Engineering-Fortbildung für Studierende und Industrie“. Wagner erläuterte zum einen das Angebot einer modularen „Grundausbildung Software Engineering“ für Unternehmensangehörige mit existierender Hochschulbildung. Nach einem Jahr berufsbegleitender Vorlesungen und Übungen, Abschlussklausuren sowie zwei Projektphasen können die Geschulten an Softwareprojekten mitarbeiten.
Zum anderen stellte Wagner die Artificial Intelligence Software Academy (AISA) vor, eine vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderte Einrichtung. Hier sollen Studierende und Promovierende aller Fächer Basisfähigkeiten bei Künstlicher Intelligenz, Software Engineering sowie Anwendungen erlangen und flexible Microdegrees erwerben.
Intelligentes Tutorensystem für IT-REX
Von KI und Sprachmodellen profitieren könnte auch das Konzept eines intelligenten Tutorensystems (ITS) für die bereits 2022 vorgestellte „e-Learning“-Plattform IT-REX („An Intelligent Tutoring System Concept for a Gamified e-Learning Platform for Higher Computer Science Education“). Doktorand Niklas Meißner erläuterte in Session 3 (SEUH) am Freitag, wie die gemeinsam mit Doktorand Sandro Speth und Prof. Uwe Breitenbücher erweiterte, elektronische Lernplattform künftig den Wissensstand Lernender realistisch einschätzen, motivierende und Lernfeld-orientierte Rückmeldungen geben sowie individuell angepasste Lehrmaterialien ausspielen wird.
Menschliche Tutoren könnten sich so auf höhere Lernzielstufen konzentrieren; Studierende erhielten auch in der Präsenzlehre einen Mehrwert durch detaillierte Rückmeldungen. Inwieweit Sprachmodelle allerdings studentische Freitextantworten zuverlässig evaluieren, wäre noch zu klären – schränkte Speth bereits im Vorfeld der Konferenz ein und nahm so einen Aspekt der Tagungsprogramm vorgesehenen Diskussion „ChatGPT – Auswirkung auf die SE-Lehre“ vorweg.
Java Programmierausbildung nach dem Objects-first Ansatz mit Mini-Programmierwelten
Weniger Zweifel gibt es derweil an den Vorzügen des „Object-First“-Ansatzes für unerfahrene Studierende. Die erlernen das Programmieren offenbar dann am besten, wenn sie Aufgaben mit einem sauber definierten Softwaresystem und dessen API lösen: Das fördert das eigentliche Objektverstehen, statt Lernende mit Boilerplate Code und komplexen Konzepten zu überfordern.
An der Universität Stuttgart wird solch ein Ansatz seit mehreren Semestern erfolgreich einsetzt: In einer digitalisierten Bachelorvorlesung, kombiniert mit Gamification und Mini-Welten, wie einem entsprechend modernisierten Hamster-Simulator.
Hiervon berichtete Speth in „Session 2“ der SEUH am Donnerstag unter dem Titel „Teaching Object-Oriented Programming with the Objects-first Approach: An Experience Report“.