Porträt Florian Stober

Florian Stober (FMI) beschleunigt mit Greenteam

19. Oktober 2022 /

Mit dem Greenteam und etwas Informatik hat Florian Stober einen Rennwagen in weniger als 1,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Wie es zu dem Weltrekord kam, verrät er im Gespräch mit uns.
[Bild: Greenteam - Maximilian Partenfelder]

Am 23. September haben Studierende der Universität Stuttgart den Beschleunigungsrekord für Elektrofahrzeuge geknackt. Aus dem Stand erreichte der Eigenbau des "Greenteam" in 1,461 Sekunden eine Geschwindigkeit von 100 km/h. Zu diesem Erfolg beigetragen hat Florian Stober vom Institut für Formale Methoden der Informatik (FMI). Im Interview verrät uns der wissenschaftliche Mitarbeiter, wie er Studium und Rennzirkus unter einen Hut bekommt.

Rennwagen, Team und Greenteam-Banner mit Sponsorendrucken und handgeschriebener Rekordzeit.
Die Rekordfahrt ist ein gemeinsamer Erfolg von 20 Studierenden der Universität Stuttgart.

Dirk Srocke: Herzlichen Glückwunsch zu den 1,461 Sekunden. Darf man dich jetzt Weltmeister nennen?

Florian Stober: Weltmeister nicht, der korrekte Titel wäre vielleicht Weltrekordhalter...

Srocke: Gut, dann bleiben bei Weltrekordhalter. Selbst gefahren bist du aber nicht?

Florian Stober: Nein, selbst gefahren bin ich in dem Auto noch nie.

Srocke: Wirst du dazu mal die Chance haben?

Florian Stober: Ja, die Möglichkeit besteht. Wir haben vor, im nächsten Frühjahr ein Teamfahren zu machen. Das heißt: Jeder der mitgeholfen hat, kann sich mal reinsetzen und das ausprobieren.

Srocke: Und mitgeholfen hast du ja zweifelsohne. Aber was genau war dein konkreter Anteil an dem Rennwagen?

Florian Stober: Mein Arbeitsbereich waren die Systemelektronik und die Telemetrie. Das heißt: Ich habe viel Embedded Software gemacht und ich habe an der Übertragung der Daten vom Fahrzeug gearbeitet und die Sensordaten visualisiert.

 

Der Rennwagen E0711-11 EVO in Fahrt auf gerader Strecke.
In 1,461 beschleunigte der elektrisch angetriebene Eigenbau auf 100 km/h – Weltrekord!

Srocke: Kannst du ein bisschen genauer erläutern?

Florian Stober: Auf dem Auto haben wir einen CAN-Bus, da sind all die Daten drauf. Diese CAN-Nachrichten mussten wir in UDP-Pakete wrappen, um sie drahtlos per WLAN zu übertragen. Ich habe geholfen, dieses Protokoll weiterzuentwickeln. Um die Daten visuell darzustellen, verwenden wir Grafana.

Srocke: Klingt nach einiger Arbeit. Wieviel Zeit hast du persönlich in das Projekt investiert?

Florian Stober: In der Saison 2020/21 war ich einmal pro Woche vor Ort, um an dem Auto zu arbeiten und Teile zu fertigen. Dazu kam noch ungefähr ein weiterer Tag, an dem ich zuhause für das Projekt programmiert habe. Am folgenden Auto, also dem das für 2021/22 gebaut wurde, habe ich dann zwar nicht mehr aktiv mitgeholfen – aber weiter im Team am Vorjahresmodell E0711-11 EVO optimiert, mit dem wir schließlich am 23. September den Weltrekord zurück nach Stuttgart holen konnten.

Srocke: Für dein Studium blieb also noch genug Freiraum?

Florian Stober: Ja, ich habe 2021 meine Masterarbeit im Bereich der algorithmischen Gruppentheorie geschrieben.

Rennwagen mit Team im Hintergrund.
Im Frühjahr 2023 darf jedes Teammitglied einmal ans Steuer des Rekordwagens.

Srocke: Das klingt jetzt aber nach ganz und gar keinem verwandten Thema...

Florian Stober: Stimmt und für mich war die Arbeit im Greenteam eine willkommene Abwechslung. Ich muss sagen, Elektronik macht mir viel Spaß und mein Bruder hatte sicher auch einigen Anteil an meiner Entscheidung für das Greenteam: Er studiert Elektrotechnik, war schon vor mir im Greenteam und hat immer erzählt, wie toll das ist. Letztlich haben wir dann beide gemeinsam an der Elektronik des Rennwagens gearbeitet. Und ich bin am Ende ja auch wieder beim Programmieren gelandet.

Srocke: Dann hat dir dein Studium ja doch ein wenig geholfen.

Florian Stober: Ja, und das nicht nur beim reinen Programmieren. Ich habe beispielsweise auch eine Vorlesung zu Embedded Systemen gehört, die sich mit der Modellierung von Echtzeitsystemen beschäftigt. Da geht es dann um die Frage, ob ein Prozessor tatsächlich alle anfallenden Aufgaben in einer vorgegebenen Zeit verarbeiten kann. Das ist ja im Prinzip ein Scheduling Problem und doch wieder ziemlich nahe an der theoretischen Informatik.

Srocke: Und der bleibst du ja als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich weiter verbunden. Viel Erfolg für deinen weiteren Werdegang und danke für das interessante Gespräch!

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